Im Beisein von Ingmar Brandsch aus Mediasch, Michael Gross aus Hermannstadt und Horst Schuller aus Kronstadt als Delegierte des Demokratischen Forums der Rumäniendeutschen, das sich in Schässburg konstituiert hatte, fand am Freitag, dem 29. Dezember 1989 im Gemeindesaal der Bukarester Evangelischen Kirche die Gründung der Initiativgruppe des Demokratischen Forums der Deutschen aus der Hauptstadt statt. Verlesen wurde die Botschaft des Demokratischen Forums der Rumäniendeutschen, der sich die Initiativgruppe der Bukarester Deutschen voll anschloss.
Nach regen Diskussionen über die Notwendigkeit der Neuorganisierung der Rumäniendeutschen sowie über die Aufgaben der Bukarester Deutschen wurde eine Arbeitsgruppe gewählt, die sich aus insgesamt neun Mitgliedern zusammensetzte: Günter Ambrosi, Stadtpfarrer von Bukarest, Dr. Klaus Fabritius, Biologe, Herbert Greger, Küster der Evangelischen Kirche, Hans Herbert Grünwald, Redakteur der „Neuen Literatur“, Rudolf Herbert, Redakteur des „Neuen Wegs“, Klaus Kessler, Musikkritiker und Schriftsteller, Nikolaus Kleininger, Generalinspektor im Unterrichtsministerium, Gerhard Müller, Student und Robert Schwartz, Lehrer an der Bukarester Deutschen Schule. Stadtpfarrer Günter Ambrosi wurde das Mandat erteilt, die Bukarester Deutschen im Rat der Front der Nationalen Rettung zu vertreten.
Das Bukarester Forum hatte seinen Sitz zuerst in der Deutschen Schule, wo Robert Schwartz, der damals im Forum und in den politischen Gremien der Anfangszeit eine Rolle spielte, von Januar bis September 1990 auch Direktor war, zog aber im Herbst 1990 in das Schillerhaus um. Mit diesem neuen Sitz, der über eine sehr gute Lage mitten im Stadtzentrum verfügt, leicht erreichbar ist und den passenden Raum anbieten konnte, wurde auch eine bessere Verbindung zu den Mitgliedern hergestellt. Der Sitz des Ortsforums Bukarest befindet sich auch heute noch im Schillerhaus (Str. Batiştei Nr. 15).
Erwähnenswert ist, dass zwei Männer, die im Bukarest- und im Altreich-Forum eine Rolle spielen sollten, von Anfang an dabei waren: Dr. Klaus Fabritius und Nikolaus Kleininger. In beiden Fällen haben wir es mit Leuten zu tun, die das Leben der deutschen Gemeinschaft in Bukarest von innen her kennen. Später kam auch Leopold Minkiewicz (Geschäftsführer des Regionalforums Altreich und der Stiftung Transcarpatica, leider 2006 verstorben) hinzu.
Die erste Vertreterversammlung des DFDR fand am 3. März 1990 in Hermannstadt statt. Damals wurde auch die Gründung von drei Regionalforen – Siebenbürgen, Banat und Altreich – beschlossen (Nordsiebenbürgen und das Buchenland kamen später hinzu). Der erste DFDR-Vorstand hatte 19 Mitglieder, je sieben aus Siebenbürgen und dem Banat, sowie fünf aus Bukarest (weil die Bukarester auch die Verbindung zu den Regierungsstellen aufrechterhalten sollten).
Nichtsdestoweniger gab es hier wie auch im gesamten Altreich einige spezifische Probleme. Hinter den Deutschen aus Alt-Rumänien stand keine Landsmannschaft. Dies führte unter anderem auch dazu, dass in den ersten zehn Jahren nach der Wende fast die ganzen (Hilfs-)Mittel in die anderen Regionen flossen. Von einer ausgewogenen regionalen Verteilung kann erst in den letzten Jahren gesprochen werden. Man war halt das Diasporadeutschtum.
Die Schule ist eine der wichtigsten Institutionen für das Forum. Es gibt in Bukarest eine deutsche Schule mit einer Tradition von über 250 Jahren. Zurzeit hat das „Goethe“ Kolleg etwa 1400 Schüler. Natürlich sind nicht alle deutscher Abstammung, aber die Bewohner der Stadt werden weiterhin ihre Kinder in diese Schule schicken, solange diese Qualität im Unterricht bieten wird.
Das Schillerhaus ist und bleibt der Treffpunkt für alle Bukarester Deutschen. Hier wird nicht nur Kultur geboten (Ausstellungen, Lesungen, Vorträge, Konzerte), sondern es ist auch der Ort, an dem sich die deutsche Gemeinschaft regelmäßig zu den verschiedensten Anlässen trifft, sei es Ostern, Weihnachten, Fasching, Treffen der ehemaligen Russlanddeportierten u. a. Jeden Tag ist in diesem Haus etwas los. Hier trifft sich auch (selten) die Jugend, der „Leica“-Klub, hier probt die Blaskapelle „Karpatenshow“.
In Bukarest gibt es eine Sozialstation. Sie wird von der Diakonie der Evangelischen Kirche aufrechterhalten.
Sozial tätig ist auch der „Hilfsverein der deutschen Katholiken“. Zwischen all diesen Einrichtungen gibt es gute Kontakte. Sowohl die Evangelische Kirche als auch der Hilfsverein haben im Vorstand des Bukarester Forums je einen Vertreter.
Das Blasorchester „Karpatenshow“ des Schiller-Hauses und des Deutschen Forums wurde 1997 neu gegründet. Das von Hans Groza geleitete Orchester führt die Tradition der berühmten Blaskapelle weiter, die es in den 70-er und 80-er Jahren unter der Leitung von Emil Franz und Andreas Bretz gab und die den gleichen Namen trug.
Hans Groza und seine Bläser werden immer wieder eingeladen, zu verschiedenen Anlässen zu konzertieren. So traten sie z.B. in der deutschen und österreichischen Botschaft zu den jeweiligen Nationalfeiertagen auf, sie spielten bei der Einweihungsfeier einer renommierten Bukarester deutschen Firma auf, ebenso bei Bierfesten in der Hauptstadt und im Land und auch im Herăstrău- und im Cişmigiu-Park bot die „Karpatenshow“ gute Blasmusik. Auch fanden Tourneereisen des Blasorchesters statt. Konzertiert wurde u.a. in Kronstadt, Mediasch, Hermannstadt, Galatz, Bacău, Jassy, Suczawa und Konstanza. Für gute Laune sorgte die „Karpatenshow“ auch bei Festtagen, wichtigen Veranstaltungen oder Jubiläen des Forums: das Treffen der Deutschen im Altreich (in Slănic-Moldova, 2000, Sinaia, 2002, Neptun-Olimp, 2004, Snagov, 2006), das 10-jährige Bestehen des Demokratischen Forums der Deutschen in Rumänien, das Sachsentreffen in Birthälm. Die „Karpatenshow“ gab sogar zwei CDs heraus.
Einen Ruf als anspruchsvolle Kulturstätte der Deutschen in Bukarest erwarben sich das DFD Bukarest und das Schiller-Haus auch durch die anderen musikalischen Darbietungen, bei denen unter anderen Bernhard Fogarascher, Scott Tinney, Cornelia Gehlmann, das Ensemble „Sciolto“ und die „Burzenländer Blaskapelle“ auftraten, sowie die Ausstellungen vieler Künstler wie z.B. Juliana Fabritius-Dancu und Hermann Fabini, die des „Leica“-Klubs, die Fotoausstellungen und Diavorträge von Dr. Klaus Fabritius, Aurelia Leicand, Dan und Nora Fonosch, Cristian Sencovici und andere.
Wir feierten 2007 zusammen mit den Forumsmitgliedern das 50jährige Jubiläum des Schiller-Kulturhauses, als die Temeswarer Schauspieler Bertolt Brechts „Dreigroschenoper“ aufführten, und im Jahre 2009 sechzig Jahre seit dem Erscheinen der deutschen Zeitung in Bukarest - damals „Neuer Weg“, „ADZ“ heute. Die anlässlich dieses Ereignisses organisierte Ausstellung hatte großen Anklang unter den Forumsmitgliedern und sonstigen Besuchern.
Das Forum Bukarest ist das größte Lokalforum des Regionalforums Altreich. Es wird von einem Vorstand geleitet, dessen Vorsitzende Frau Christiane Cosmatu, Direktorin im Unterrichtsministerium und Vertreterin in der Schulkommission des Landesforums ist. Die anderen Vorstandsmitglieder sind:
Dr. Klaus Fabritius, Abteilungsleiter im Institut für öffentliche Gesundheit
Nikolaus Kleininger, Ministerialrat im Unterrichtsministerium
Rohtraut Wittstock, Chefredakteurin der „Allgemeinen Deutschen Zeitung für Rumänien“
Gerhard von Hannenheim, Kurator der Evangelischen Kirche Bukarest
Nicoleta Socec, Finanzprüfer und
Alexandru Szepesi, Geografielehrer am „Goethe“ Kolleg Bukarest.
Somit gelingt es dem Forum, die besten Verbindungen zu Schule, Kirche, Medien, höherer Verwaltung und Wirtschaft zu haben.
Das Bukarester Forum hatte ursprünglich über 4000 Mitglieder, eine Zahl, die leider mit der Zeit immer kleiner wurde. Heute haben wir knapp über 3000 Mitglieder, viele älteren Jahrganges. Deshalb sind wir bestrebt, der Jugendarbeit immer mehr Zeit zu widmen. Ein namenswertes Unternehmen war in den letzten Jahren die Zusammenarbeit mit dem Institut für Auslandsbeziehungen (IfA) aus Stuttgart. Seitens des IfA hatten wir seit 2007 einen Kulturmanager und dann später noch eine zusätzliche junge Hilfskraft. Dank dieser Zusammenarbeit wurden verschiedene Projekte realisiert, die Anklang bei der Jugend fanden, wie z.B.: Reise zur Gedenkstätte für die Opfer des Kommunismus in Sighetul Marmaţiei, Bildungsreise durch Siebenbürgen, vornehmlich in Ortschaften mit typischen Merkmalen ihrer deutschstämmigen Bewohner, Meinungsaustausch zwischen Schülern aus Rumänien und Deutschland (Schüler der „Walter Rathenau“ Schule Berlin kamen nach Bukarest und Schüler des deutschen „Goethe“ Kollegs Bukarest fuhren nach Berlin), dessen Ergebnisse in einer Ausstellung in Bukarest im Plumbuita Park gezeigt wurden, Besuche von thematischen Ausstellungen in Museen („Siebenbürgen – Bilder einer Reise, Wehr- und Kirchenburgen“ von Peter Jakobi), Treffen mit verschiedenen Vertretergruppen der anderen Minderheiten usw.
Wir haben uns auch um Neuerscheinungen für Bücherfreunde gekümmert und wollen in diesem Sinne die Monographie „Deutsche in Bukarest“ von Hans Liebhardt, die Monographie des Schiller-Kulturhauses, „Gespräche mit Deutschen aus Bukarest“ von Martin Jung und Angelika Herta ,“Adventzeit und Laternenfest“ - Weihnachtslieder und Gedichte für deutsche Kindergärten und „Tief in Russland bei Stalino“ erwähnen.
Ein Ereignis, welches wir gerne wiederholen wollen, war die Vorstellung der Deutschen Minderheit im Bauernmuseum Bukarest. Herr Nikolaus Kleininger sprach das Grußwort, Herr Dr. Klaus Fabritius sprach über die deutsche Minderheit in Rumänien, Herr Hans Liebhardt über die Deutschen in Bukarest, ein deutscher Film wurde vorgeführt, der Chor der Schüler des „Goethe“ Kollegs sang deutsche Lieder, der Schauspieler Oswald Gayer trug Gedichte vor, Becker Bräu wartete typische Gerichte der deutschen Küche auf und das Orchester „Karpatenshow“ sorgte für Atmosphäre.
Die Vertreter des DFD Bukarest hielten einen ständigen Kontakt zu der Deutschen Botschaft, besonders zu dem Kultur- und Minderheitenreferat. Es wurden Gespräche für die Förderung der deutschen Kultur, für die Verbesserung der Lage der deutschsprachigen Lehrer, deutsch-rumänische Partnerschaftsaktionen für Kinder und Jugendliche geführt.